Fachtag Buchweizen

Am Fachtag Buchweizen hat sich eine äusserst vielfältige Gruppe zusammengefunden, um sich gemeinsam vertieft mit dem Buchweizen auseinanderzusetzen und über die Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette zu diskutieren.

Buchweizen 'Grauer Heiden'

Fachtag Buchweizen

Im Rahmen der Doktorarbeit «Erschliessung genetischer Ressourcen von Buchweizen zur Diversifizierung der Schweizer Landwirtschafts- und Ernährungssysteme», die u.a. von ProSpecieRara betreut wird, fand im August 2023 ein erster Fachtag Buchweizen statt. Dieser Fachtag kann auch in das weiterführende Engagement von ProSpecieRara, die Buchweizenvielfalt für die Praxis nutzbar zu machen, eingeordnet werden.

Nach zwei kurzen Inputs von der ETH Zürich und ProSpecieRara wurde in Diskussionsgruppen über Anbau, Verarbeitung, Marketing und Verwendung und die Rahmenbedingungen gesprochen. Dabei können folgende Punkte hervorgehoben werden:

  • Die agronomischen Eigenschaften der Kultur werden als mehrheitlich positiv angesehen, auch wenn die ungleiche Abreife sowie tiefe und stark schwankende Erträge Herausforderungen darstellen.
  • Die Verfügbarkeit von Saatgut und der begrenzte Zugang zu zuverlässigen Absatzmärkten ist ein limitierender Faktor für den Anbau von Buchweizen in der Schweiz.
  • Ganze, geschälte Körner bringen die höchste Wertschöpfung, der Schälprozess ist jedoch sehr anspruchsvoll ist. Dabei ist die Qualität des Ernteguts entscheidend: Homogene, mittelgrosse Körner mit tiefer Bruchanfälligkeit haben eine gute Ausbeute und benötigen wenig Kalibrierung.
  • Die Mehlfarbe und Schalenrückstände im Mehl haben einen entscheidenden Einfluss auf die Konsumierenden-Akzeptanz. In unterschiedlichen Regionen gibt es unterschiedliche Präferenzen. Im Puschlav, wo das Buchweizenmehl vorwiegend für die Herstellung von Pizzocheri verwendet wird, sollte die Mehlfarbe eher dunkel sein. In der übrigen Schweiz sollte die Mehlfarbe vermutlich möglichst hell sein.
  • Die glutenfreie Verarbeitung von Buchweizen, also die Möglichkeiten Buchweizen von der Ernte bis zur Verarbeitung sauber getrennt von Getreide behandeln zu können, ist aus ökonomischen Gründen nur möglich, wenn grosse Mengen verarbeitet und abgesetzt werden können.
  • Die begrenzte Nachfrage ist ein wichtiges Hindernis für den Buchweizenanbau in der Schweiz und sowohl Buchweizenmehl wie auch Körner sind eindeutig Nischenprodukte. Deshalb muss die Förderung der Nachfrage ein zentrales Ziel sein.
  • Für Züchter:innen ist es entscheidend ein klares Bild zu haben, was in Zukunft nachgefragt werden könnte, um die Züchtungsziele bezüglich Anbaus, Verarbeitung und Verwendung präzise definieren zu können. Es braucht klare regulatorische Rahmenbedingungen bezüglich Saatgutqualität und Sortenschutz.

Zum Mittagessen gab es in der Mensa vom Strickhof ein eigens für den Fachtag geplantes Menü aus Buchweizen zu geniessen. Danach bot die Besichtigung des Feldversuches die Möglichkeit, den Buchweizen in seiner ganzen Vielfalt auch im Feld zu erleben. Da das Fortbewegen nach einigen durchlebten Stürmen eine gewisse Herausforderung darstellte, wurde der Versuch in kleinen Grüppchen erforscht und bald entspannen sich verschiedene Diskussionen. Jemand staunte über das Erscheinungsbild einer niederländischen Sorte, die auf unserem recht schweren Boden so ganz anders aussah als in seiner sandigen Heimat. Andere identifizierten auch direkt ihre persönlichen Favoriten.

Am Schluss der Veranstaltung versammelten sich alle nochmals im Konferenzraum, um die am Vormittag erarbeiteten Diskussionspunkte vorzustellen. Die Fülle von Informationen, Vorschlägen und Visionen, nehmen wir bei der Weiterentwicklung und Präzisierung unserer Forschungsaktivitäten dankbar auf. Die ETH Zürich und ProSpecieRara gaben abschliessend einen Ausblick zu ihren weiteren Aktivitäten in Bezug auf den Buchweizen.

An der ETH Zürich wird die Grundlagenforschung zur phänotypischen und genotypischen Charakterisierung der Buchweizensammlung weiter vorangetrieben werden. Die daraus entstehenden Informationen, Methoden und Materialien (insb. Saatgut) sollen möglichst bald dem interessierten Publikum (insbesondere Forschenden und Züchter:innen, aber auch Landwirt:innen) zugänglich gemacht werden. Dabei sollen jedoch auch in Zukunft der Austausch mit diversen Akteur:innen beibehalten oder noch gefördert werden, um den Austausch zwischen Forschung und Praxis möglichst durchlässig zu gestalten.

ProSpecieRara plant nach Möglichkeit erste Resultate des Feldversuches zu nutzen und vielversprechende Sorten für die Praxis nutzbar zu machen, was in einem ersten Schritt insbesondere die Saatgutaufbau beinhaltet, aber auch eine Chance darstellt, erste Praxiserfahrungen mit spannenden Buchweizen-Linien zu sammeln. Ausserdem wird ProSpecieRara nach Möglichkeit im nächsten Jahr einen weiteren Fachtag anbieten.

Steckbrief

Förderung über Nutzung/Vermarktung
2020

Ziel der Doktorarbeit ist die Wiederbelebung und Charakterisierung einer der weltweit größten Buchweizensammlungen, um sie für künftige Studien und genetische Verbesserungen durch Züchtung nutzbar zu machen. Im Einzelnen strebt das Projekt Folgendes an:

(1) Vermehrung eines Panels von etwa 150 einzigartigen Akzessionen

(2) Sie in Feldversuchen an drei Schweizer Standorten gründlich zu testen

(3) Einbeziehung von Interessengruppen zur Identifizierung von Akzessionen, die die Bedürfnisse von Verbrauchenden und Produzierenden gleichermaßen erfüllen können

(4) Entwicklung genomischer Werkzeuge, für die Verbesserung von Buchweizen durch genomische unterstützte Züchtungstechnologien

(5) Buchweizen-Linien finden, die für den Anbau in der Schweiz in Frage kommen und damit Testproduktion und Samenvermehrung bei Landwirt:innen initiieren

Die Doktorarbeit wird von der ETH Zürich und ProSpecieRara betreut und durch die Europäische Kommission im Rahmen von Horizon 2020 (847585 – RESPONSE) und dem Bundesamt für Landwirtschaft gefördert. Der Fachtag wurde durch die Paul Schiller Stiftung ermöglicht. Unser Engagement bei ProSpecieRara ist nur dank der Unterstützung durch Eigenleistungen von Landwirt:innen, Partnerorganisationen und mit Spendengeldern möglich.

Der mehrjährige Feldversuch wurde geplant, organisiert und umgesetzt und die ca. 150 Akzessionen konnten im ersten Versuchsjahr getestet und vermehrt werden. Am diesjährigen Fachtag Buchweizen konnten erstmals die Bedürfnisse von verschiedenen Stakeholdern abgeholt und erarbeitete Erkenntnisse ausgetauscht werden.

Andrea Steinegger
Projektleiterin agrarökologische Sortenuntersuchung
Telefon +41 61 545 99 30