Europäisches Netzwerk für die Vielfalt

Unter dem Namen «Let’s liberate diversity!» besteht seit 2005 ein Netzwerk europäischer NGOs mit dem Ziel, die Sortenvielfalt und den freien Zugang zu Saatgut in verschiedenen Ländern zu erhalten und zu fördern.

Kartoffelvielfalt am Europäischen Forum «Let’s liberate diversity» in Basel
Béla Bartha, Geschäftsführer von ProSpecieRara, begrüsst die Teilnehmenden des Forums «Let’s liberate diversity»
8. Europäisches Forum «Let’s liberate diversity», August 2013, Basel
Kartoffelvielfalt am Europäischen Forum «Let’s liberate diversity» in Basel

In Kürze
ProSpecieRara gilt international als Vorreiterin bei der Erhaltung seltener Sorten und Rassen. Doch die Erhaltung der Vielfalt macht an der Landesgrenze nicht halt. Deshalb ist ProSpecieRara seit 2005 Gründungsmitglied des europäischen Netzwerks «Let’s liberate diversity!» (EC-LLD) und beteiligt sich aktiv an dessen Weiterentwicklung. Das Netzwerk stärkt Organisationen und Initiativen, die in ihrem Land die pflanzengenetischen Ressourcen erhalten wollen und fördert den Austausch von Wissen und Erfahrungen über Landesgrenzen hinweg. Es vertritt gemeinsame Interessen gegenüber der EU-Kommission und weiteren internationalen Institutionen und möchte sich auch als deren Ansprechpartner in Europa etablieren.

Seit seiner Gründung ist das Netzwerk kontinuierlich gewachsen. Im Dezember 2017 wurde deshalb in Florenz eine Koordinationsstelle für EC-LLD geschaffen. Das so gestärkte Netzwerk setzt sich dafür ein, dass die Vielfalt nicht nur statisch erhalten, sondern auch weiterentwickelt wird, damit selten gewordene Sorten und Rassen stetig steigenden agronomischen und kulinarischen Ansprüchen genügen und neue regionale Marktnischen besetzen können.

Möchten Sie die Arbeit und die Weiterentwicklung dieses europäischen Netzwerks unterstützen? Wir sind bei diesem Projekt auf Spendengelder angewiesen und danken Ihnen für Ihre Unterstützung.

Die Aufbauarbeit, die ProSpecieRara seit 2005 ins europäische Netzwerk «Let’s liberate diversity!» (LLD) investiert hat, trägt Früchte. Seit 2012 ist LLD als Verein in Brüssel registriert, vereint Erhalternetzwerke aus Schottland, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Rumänien, Luxemburg und der Schweiz und wirkt selber oder über seine Mitgliedsorganisationen in verschiedenen EU-Förderprogrammen für Forschung und Innovation (Horizon 2020) mit.

Gestärkt dank Koordinationsstelle
Im Dezember 2017 wurde mit Matthias Lorimer, einem italienischen Agronomen, erstmals ein Koordinator für LLD eingestellt. Der Koordinator unterstützt neue Organisationen bei ihrem Aufbau, der Definition ihrer Ausrichtung und Struktur und hilft insgesamt, sie zu stärken. Dank der Mitgliedschaft in einem international anerkannten Netzwerk, ist es für neue Organisationen leichter, sich in ihrem nationalen Umfeld zu etablieren und positiv wahrgenommen zu werden.

ProSpecieRara hilft zudem kleineren, finanzschwachen Initiativen, indem sie beispielsweise für die Vorfinanzierung ihrer Projektarbeit in der Startphase aufkommt. Dies ist dann notwendig, wenn die Geldgeber die erste Zahlung erst nach einem Jahr Projektdauer auslösen.

2017 ist es ProSpecieRara gelungen, zwei kleine Saatgutnetzwerke aus Dänemark und Ungarn in ein grosses EU-Projekt (Farmers Pride) miteinzubeziehen. Damit bekommen diese bei der Verwirklichung ihrer gemeinschaftlich organisierten Saatgutbank und der Entwicklung ihres nationalen Erhalternetzwerks Unterstützung.

Die Organisationen im LLD-Netzwerk treffen sich einmal pro Jahr, um sich auszutauschen und um voneinander zu lernen. Dabei können vor allem neuere Organisationen von den Erfahrungen der älteren und etablierteren profitieren. An den jährlichen Treffen werden neben praktischen erhaltungstechnischen Fragen auch aktuelle saatgutpolitische Themen behandelt. Dabei werden die Positionen der verschiedenen Länderorganisationen offengelegt und wo möglich werden gemeinsame Beschlüsse gefasst – oder die verschiedenen Positionen dienen den Mitgliedern als Orientierungshilfen für deren politische Arbeit in ihren entsprechenden Ländern. 

Ein ambitioniertes Ziel
Das langfristige Ziel des LLD-Netzwerkes ist die Entwicklung nationaler Plattformen, welche die Erhaltung und Förderung der pflanzengenetischen Ressourcen des Landes regeln, indem sie die nationalen Genbanken, Erhalternetzwerke und private Saatgutfirmen an einen Tisch bringen und die Kooperation zwischen diesen Akteuren fördern, sodass alle Teile der Gesellschaft davon profitieren können. Dies ist ein sehr ambitioniertes Ziel, das bisher nur in wenigen Ländern, u.a. in der Schweiz, zum Teil realisiert werden konnte. Zu gross sind oft das gegenseitige Misstrauen und das Machtgefälle zwischen NGOs und Industrie bzw. Regierung und zu klein der Kooperationswille auf allen Seiten.

«Let’s liberate diversity!» und ProSpecieRara werden noch einen langen Atem brauchen, bis diese Vision in Europa realisiert ist. Wir bleiben dran.

Das Netzwerk ist 2018 um zwei weitere Organisationen aus Griechenland und Belgien gewachsen. Weitere Interessenten aus Dänemark, Irland und Ungarn haben sich um eine Mitgliedschaft beworben. Seit 2019 beteiligt sich das Netzwerk an der Seite von ProSpecieRara an der Ausarbeitung einer übergeordneten europäischen Erhaltungsstrategie, die sämtliche genetische Ressourcen in der Landwirtschaft und Ernährung umfassen soll. Damit gewinnt die Europäische Koordination «Let’s liberate diversity!» stetig an Bedeutung und nähert sich mit grossen Schritten dem Ziel, sich als das NGO-Netzwerk für die pflanzengenetischen Ressourcen in Landwirtschaft und Ernährung in Europa zu etablieren. Sowohl das Projekt Farmer's Pride als auch die Entwicklung der Strategie sollen bis 2021 abgeschlossen sein.

Steckbrief

Zugang zu Pflanzen/Tieren schaffen
2005

Entwicklung von Plattformen in verschiedenen europäischen Ländern zur Regelung der Erhaltung und Förderung lokaler pflanzengenetischer Ressourcen

Der durch ProSpecieRara geleistete Beitrag an die Organisation des Netzwerks wird mit Spendengeldern finanziert

Im Dezember 2017 konnte eine Koordinationsstelle geschaffen werden, die das Netzwerk unterstützt und weiterentwickelt. Seit 2012 ist das Netzwerk als Verein in Brüssel registriert.

Béla Bartha
Geschäftsführer
Telefon +41 61 545 99 21