Die Aufbauarbeit, die ProSpecieRara seit 2005 ins europäische Netzwerk «Let’s liberate diversity!» (LLD) investiert hat, trägt Früchte. Seit 2012 ist LLD als Verein in Brüssel registriert, vereint Erhalternetzwerke aus Schottland, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Rumänien, Luxemburg und der Schweiz und wirkt selber oder über seine Mitgliedsorganisationen in verschiedenen EU-Förderprogrammen für Forschung und Innovation (Horizon 2020) mit.
Gestärkt dank Koordinationsstelle
Im Dezember 2017 wurde mit Matthias Lorimer, einem italienischen Agronomen, erstmals ein Koordinator für LLD eingestellt. Der Koordinator unterstützt neue Organisationen bei ihrem Aufbau, der Definition ihrer Ausrichtung und Struktur und hilft insgesamt, sie zu stärken. Dank der Mitgliedschaft in einem international anerkannten Netzwerk, ist es für neue Organisationen leichter, sich in ihrem nationalen Umfeld zu etablieren und positiv wahrgenommen zu werden.
ProSpecieRara hilft zudem kleineren, finanzschwachen Initiativen, indem sie beispielsweise für die Vorfinanzierung ihrer Projektarbeit in der Startphase aufkommt. Dies ist dann notwendig, wenn die Geldgeber die erste Zahlung erst nach einem Jahr Projektdauer auslösen.
2017 ist es ProSpecieRara gelungen, zwei kleine Saatgutnetzwerke aus Dänemark und Ungarn in ein grosses EU-Projekt (Farmers Pride) miteinzubeziehen. Damit bekommen diese bei der Verwirklichung ihrer gemeinschaftlich organisierten Saatgutbank und der Entwicklung ihres nationalen Erhalternetzwerks Unterstützung.
Die Organisationen im LLD-Netzwerk treffen sich einmal pro Jahr, um sich auszutauschen und um voneinander zu lernen. Dabei können vor allem neuere Organisationen von den Erfahrungen der älteren und etablierteren profitieren. An den jährlichen Treffen werden neben praktischen erhaltungstechnischen Fragen auch aktuelle saatgutpolitische Themen behandelt. Dabei werden die Positionen der verschiedenen Länderorganisationen offengelegt und wo möglich werden gemeinsame Beschlüsse gefasst – oder die verschiedenen Positionen dienen den Mitgliedern als Orientierungshilfen für deren politische Arbeit in ihren entsprechenden Ländern.
Ein ambitioniertes Ziel
Das langfristige Ziel des LLD-Netzwerkes ist die Entwicklung nationaler Plattformen, welche die Erhaltung und Förderung der pflanzengenetischen Ressourcen des Landes regeln, indem sie die nationalen Genbanken, Erhalternetzwerke und private Saatgutfirmen an einen Tisch bringen und die Kooperation zwischen diesen Akteuren fördern, sodass alle Teile der Gesellschaft davon profitieren können. Dies ist ein sehr ambitioniertes Ziel, das bisher nur in wenigen Ländern, u.a. in der Schweiz, zum Teil realisiert werden konnte. Zu gross sind oft das gegenseitige Misstrauen und das Machtgefälle zwischen NGOs und Industrie bzw. Regierung und zu klein der Kooperationswille auf allen Seiten.
«Let’s liberate diversity!» und ProSpecieRara werden noch einen langen Atem brauchen, bis diese Vision in Europa realisiert ist. Wir bleiben dran.