Forschungsprojekte zu Bohnen

Im Rahmen eines EU-Projektes untersucht ProSpecieRara verschiedene Bohnensorten hinsichtlich ihrer Eignung als Frischgemüse. Gleichzeitig untersuchen wir mit Unterstützung des Bundes die Eignung als Trockenbohne.

Im Rahmen eines länderübergreifenden EU-Forschungsprojekts mit 22 Partnern aus 13 Ländern beteiligt sich ProSpecieRara am BRESOV-Projekt (Breeding for Resilient, Efficient and Sustainable Organic Vegetable Production), welches sich zum Hauptziel gesetzt hat, die Wettbewerbsfähigkeit der drei Kulturen Brokkoli, Bohnen und Tomaten in biologischen Produktionssystemen zu verbessern. Der Fokus von ProSpecieRara richtet sich dabei auf Busch- und Stangenbohnensorten und deren Nutzung als Frischgemüse im gärtnerischen und landwirtschaftlichen Kontext.

Heutzutage stammt Saatgut zum Grossteil aus konventioneller Züchtung, welche die Bedürfnisse und Gegebenheiten des biologischen Landbaus gar nicht berücksichtig. Nur ein kleiner Anteil des Saatguts wurde speziell für den Biolandbau gezüchtet. Das Projekt soll mithelfen, dass künftig neue Sorten gezüchtet werden, die an die Bedingungen des Biolandbaus angepasst sind: Robust gegen Krankheitserreger, Schädlinge und negative Umwelteinflüsse, sowie für verschiedene Gemüseanbausysteme geeignet.

Um überhaupt geeignete Sorten als Basis für Neuzüchtungen verwenden zu können, müssen deren Eigenschaften erst einmal bekannt sein. Potentielle Ausgangssorten werden deshalb in Sichtungen, agronomischen Anbauversuchen und Degustationen untersucht und beschrieben. Denn die (Bio-) Züchtung macht sich die vorhandene Vielfalt an genetischen Eigenschaften zu nutzen, um neue Sorten mit idealerweise verbesserten Eigenschaften entstehen zu lassen.

Zwei Bohnenprojekte nutzen Synergien
Seit dem BRESOV-Projektbeginn im Jahr 2019 hat ProSpecieRara in Zusammenarbeit mit Forschungspartnern in der Schweiz über 35 Sorten aus verschiedenen Herkünften aus dem In- und Ausland auf ihre agronomischen und kulinarischen Eigenschaften getestet. Einige mehr werden es bis zum Projektende im Jahr 2023 sein.

Der Fokus im BRESOV-Projekt liegt für ProSpecieRara in der Sichtung (Anbau, Beobachtung, Beschreibung und Dokumentation) und der Degustation (kulinarische Bewertung) von Busch- und einigen wenigen Stangenbohnensorten zur Nutzung der frischen Hülsen. Rund 24 Sorten wurden bisher getestet und bewertet. Das FiBL (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau) nahm 8 Sorten in agronomischen Versuchen unter biologischen Anbaubedingungen genauer unter die Lupe. Ausgewählte Sorten werden auch im gärtnerischen Kontext geprüft, so sind im Jahr 2022 zusätzliche Kleinversuche in diversen Privatgärten geplant.

Aufbauend auf dem BRESOV-Projekt werden verschiedene Bohnensorten auch hinsichtlich ihrer Eignung als Trockenbohne (Auskernbohne) für die menschliche Ernährung geprüft. Dieses Projekt ist vom Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen des NAP-PGREL finanziert und wird von ProSpecieRara zusammen mit dem FiBL und DSP (Delley Samen und Pflanzen AG) durchgeführt. Bis Projektende sollen die für die Produktion und Vermarktung in verschiedenen Absatzkanälen am besten geeigneten Auskernbohnen-Sorten gefunden werden.

In den beiden Bohnenprojekten gilt es unter anderem herauszufinden, ob gewisse Sorten nur für die Nutzung der frischen Hülsen oder nur für die Nutzung als Auskernbohne prädestiniert sind. Oder ob es – wie bei den Nutztierrassen – auch sogenannte Doppelnutzungssorten gibt, also solche, die sich für beide Verwendungszwecke gleichermassen eignen.

Unterschiedliche Nutzungsarten von Bohnen
Bohne ist nicht gleich Bohne, soviel war bereits vor den beiden Projekten bekannt. Was vielmehr unbekannt ist und der Erforschung bedarf, ist, wie sich die verschiedenen Sorten im Anbau verhalten (Wuchs, Standfestigkeit, Krankheitsbefall, Anzahl Hülsen, Ertrag etc.) und welche kulinarischen Eigenschaften in diesen schlummern: beides wichtige Kriterien für die Verwendung von Sorten als Ausgangsmaterial für die Neuzüchtung von Biosorten, aber auch für die Empfehlung für verschiedene Anbau- und Vermarktungskanäle wie Hausgärten, Direktvermarktung, Detailhandel, Gastronomie etc. Anhand der beiden Bohnenprojekte hoffen wir, einige der Fragestellungen zu beantworten und entsprechendes Wissen aufzubereiten und an Interessierte im In- und Ausland weiterzugeben.

Es hat sich gezeigt, dass manchmal die Redewendung «Nomen est Omen» gilt: So lässt etwa bereits der Sortenname 'Black Turtle Soup' auf die Verwendung der Auskernbohnen in Suppen schliessen und tatsächlich: Aufgrund der faserigen Schote ist sie als Frischbohne gänzlich ungeeignet, punktet aber, wenn auch nur im Mittelfelde bewertet, als Auskernbohne.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 24 Bohnensorten degustiert: 15 davon sowohl als Frisch- wie auch als Auskernbohne und 9 nur als Auskernbohne.

Die Degustation von Sorten als Frischbohne wie auch als Auskernbohne zeigte, dass 12 für die Verwendung als grüne Schoten taugten und nur drei aufgrund von Fädigkeit oder zu zähen Schoten gänzlich dafür ungeeignet waren. Diese drei wurden deshalb explizit als Auskernbohnen deklariert. Allerdings vermochte nur die 'Brown Dutch' vollumfänglich kulinarisch zu überzeugen. Die anderen beiden wurden als mittelmässig beurteilt. Es konnten aber etliche Bohnen als Doppelnutzungssorten überzeugen, die sowohl als frische Hülsen wie auch als Auskernbohne auf positive Bewertungen stiessen.

Die Degustation von Sorten als reine Auskernbohnen zeigte, dass die Bandbreite an Aromen und Geschmäcken ziemlich schmal ist und sich die Unterscheide in der alltäglichen Verwendung in der Küche wohl kaum spürbar auswirken. Einzig beim Aussehen unterscheiden sich gewisse Auskernbohnen stark voneinander. Insgesamt wurden zwei Auskernbohnen als sehr gut bewertet und nur zwei als schlecht, der Rest wurde als mittelmässig bewertet.

«Das interessiert mich nicht die Bohne»
Wir hoffen, bis zu beiden Projektenden noch auf weitere spannende Sortenkenntnisse zu stossen. Gut möglich, dass die eine oder andere Sorte aufgrund des erarbeiteten Sortenwissens als Basis für die Neuzüchtung von Bio-Bohnensorten herangezogen wird. Und falls diese Krönung nicht allen getesteten Sorten zukommt – wovon realistischerweise auszugehen ist –, bleibt ihnen zumindest die Erhaltung und insbesondere die Förderung durch ProSpecieRara gewiss, sodass sie wieder in verschiedenster Weise in Privatgärten und auf Landwirtschaftsflächen angebaut und in Küchen genutzt werden.

In der Samenbibliothek schlummern weitere 50 Busch- und gar 185 Stangenbohnensorten, die auf ihre Erforschung warten – weitere Projekte werden wohl folgen. Eine Herausforderung dabei bleiben Pflanzenviren und andere Krankheiten. Diese erschweren den Aufbau von grösseren Saatgutmengen, die für den professionellen Anbau benötigt werden. Bohnensorten zu sanieren und sie geschützt zu vermehren sind deshalb nötige Schritte, um gewisse Sorten wieder breiter verfügbar zu machen.

Die Arbeit von ProSpecieRara und unserern Forschungspartner*innen soll den Bohnen wieder ihren wohlverdienten Aufwind geben, damit sie künftig in vielfältiger Weise den Weg in Gärten, Felder und auch auf die Teller finden und dabei Hausgärtner*innen, Produzent*innnen, Verarbeiter*innen, Gastronom*innen und Vielfaltsbegeisterte erfreuen.

Mit dieser Aussicht bleibt zu hoffen, dass obige Redewendung sich in Zukunft zum positiven wendet und wir vermehrt zu hören bekommen: «Das interessiert mich die Bohne»!

Steckbrief

Wissen sammeln/vermitteln
BRESOV 2019; NAP-Projekt 2020

Verschiedene Bohnensorten hinsichtlich ihrer kulinarischen und agronomischen Eignung erforschen, um sie als Ausgangssorten für die Biozüchtung zu nutzen, sowie Empfehlungen für die Nutzungs- und Vermarktungseignung abzugeben.


Ein herzliches Dankeschön an unsere Projektsponsoren: