ProSpecieRara-Weidensorten erfüllen folgende Kriterien:
- Kultursorte (Landsorte, Zuchtsorte; bevorzugt basierend auf heimischen Arten)
- Kulturhistorische Bedeutung (Flecht-, Binde-, Bandstock-, Energie-, Imker-, Arzneiweide, ...), wenn immer möglich gesichert durch (Literatur-)Belege
- Ursprüngliche Verwendung (belegt oder vermutlich) in der Schweiz und im angrenzenden Ausland (= ca. Mitteleuropa)
- Nomenklatur soweit möglich geklärt
- Sorte physikalisch vor Ort und auf «Echtheit» begutachtet
- Eigenschaften (Botanik, Kultur) studiert und Verwendbarkeit überprüft
Projektbeschrieb:
Absicherung und Förderung der Vielfalt der Flecht-, Binde- und Imkerweiden
Weil die Menschen einst viel anfangen konnten mit den Weiden und weil für die verschiedenen Bedürfnisse unterschiedliche Eigenschaften benötigt wurden, entstand eine grosse Vielfalt verschiedener Kulturweiden-Sorten. Die dadurch hervorgegangene, faszinierende Flecht-, Binde- und Imkerweidenvielfalt geriet aber ins Vergessen und verschwindet mehr und mehr. Mit diesem Projekt gibt ProSpecieRara Gegensteuer.
Die natürlichen Weidenarten: Ursprung der kultivierten Weidensorten
So unterschiedlich die natürlichen Lebensräume der Schweiz sind, so reich ist die Vielfalt der Weiden im Land. Zu den rund 30 einheimisch vorkommenden, wilden Weidenarten gehört die imposante, bis 30 m hohe Silberweide (Salix alba) ebenso, wie die nur wenige Zentimeter gross werdende, alpine Krautweide (Salix herbacea). Für alle Weiden typisch ist, dass sie zweihäusig sind, d.h. es gibt rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Die allermeisten Weiden lassen sich vegetativ über Stecklinge vermehren. Weiden liefern Nahrung und Lebensraum für unzählige Tierarten und prägen die Landschaft. Insbesondere die früh blühenden Arten liefern als erste Pflanzen im Jahr Pollen und Nektar und sind dadurch für Bienen und viele andere Insekten wertvoll.
Entstehung der Weidensortenvielfalt
Seit Jahrtausenden nutzt auch der Mensch die Weiden, um Korbwaren herzustellen, im Rebberg Triebe zu binden oder als Futterpflanze für seine Bienenvölker. Während die Korbflechter sich für lange, unverzweigte Ruten interessieren und auf Eigenschaften wie die Flecht-, Schäl- und Spaltbarkeit der Triebe sowie auf die Farbvariationen der Rinde und des geschälten Holzes Wert legen, suchen Imker Weiden, die reiche und anhaltende Pollen- und Nektartracht für ihre Bienenvölker liefern. Heute werden Weidensorten zudem auch im Wasserbau zum Befestigen von Ufern, im Gartenbau z.B. als attraktive und natürliche Flechtzäune und zur Gewinnung von Brennholz und Biomasse genutzt. Aus Wildarten entstand durch die Selektion des Menschen auf diese unterschiedlichen Eigenschaften eine Vielfalt an Kulturweiden-Varietäten.
Wieso ist die Vielfalt der Weidensorten schützenswert?
- Die vom Menschen genutzten und durch seine Selektion entstandenen Weiden-Varietäten erzählen uns heute die Geschichte der einst bedeutenden Korbflechterei. Sie sind Rohstoff für traditionelles und zeitgenössisches Handwerk und Teil unserer Kulturgeschichte.
- Die durch die Nutzung entstandene Weidenvielfalt ist über einen grossen Zeitraum entstanden und ist heute gefährdet. Diese Vielfalt soll Weidenflechterinnen und -flechtern und vielen anderen Menschen, die Weiden mannigfaltig nutzen, auch morgen noch zur Verfügung stehen.
- Die Erhaltung der Vielfalt an Weidensorten bewahrt einen umweltschonenden und nachwachsenden Rohstoff.
- Durch die Förderung der Pflanzung mannigfaltiger Weidensorten profitieren viele wildlebende Tiere wie Insekten und Vögel. Und auch für die Honigbienen stellen die Weidensorten wertvolle Nahrungsquellen dar.
- Viele Weidensorten können zur Absicherung auch als Kopfweiden kultiviert werden, welche nebst wertvollem Lebensraum für Tiere auch attraktive Elemente im Landschaftsbild darstellen.
Projektziele
- Beschreibung und Inventarisierung der heute noch existierenden Weidensorten mit einem kulturhistorischen Bezug zur Schweiz
- Absicherung des kulturhistorischen Hintergrundes
- Dezentrale Pflanzungen zur Absicherung der Weidensorten (Sortengärten und Einzelstandorte)
- Schaffung des Zugangs zu Weidensortenpflanzen und zu Sorteninformationen
- Förderung der Nutzung der Sortenvielfalt
Projektpartner
Für dieses Projekt arbeitet ProSpecieRara mit Frau Dr. Sonja Züllig-Morf (www.salicetum.ch) zusammen, die als Apothekerin, Fachfrau für naturnahen Garten- und Landschaftsbau sowie als Sachkundige bezüglich Weidensystematik und Anbau von Kulturweiden eine zentrale Rolle spielt. Für die Absicherung der Weidensorten arbeiten wir in einem Netzwerk mit Gärtnereien, Institutionen und Privatpersonen zusammen.