Weshalb braucht es geprüfte Edelreiserschnittgärten?
Es gibt zunehmend Pflanzenkrankheiten, welche Bäume anhaltend schädigen können. Diese Krankheiten sind artspezifisch und betreffen sowohl Handels- als auch seltene Sorten. Sie führen in der Regel zum baldigen Absterben des Baumes nach der Pflanzung. Das verursacht nebst dem Verlust der Lieblingssorte auch grosse wirtschaftliche Schäden in Obstbaubetrieben. Deshalb ist es für Baumschulen eminent wichtig, dass sie nur gesunde und geprüfte Pflanzen verkaufen. Dazu müssen heute gesetzliche Vorgaben erfüllt sein.
Edelreiserschnittgärten als Steuerzentrum für seltene Obstsorten
Schon seit Ende der 1990er Jahre ist eine Auswahl an seltenen Sorten in Baumschulen erhältlich. Dank der Sorgfalt der Baumschulen waren diese auch gesund. Doch die heutigen gesetzlichen Rahmenbedingungen verlangen geprüfte Standards, weshalb das Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen des NAP-PGREL drei Edelreiserschnittgärten mit seltenen Sorten in der Schweiz finanziell unterstützt. Einer in der Westschweiz, einer in der Südschweiz und einer in der Deutschschweiz bei der Baumschule Toni Suter. Ohne die Edelreiserschnittgärten wäre der Bezug von seltenen Sorten aus Baumschulen blockiert. Es verbliebe einzig noch der private Weg, indem man die Seltenheiten auf dem eigenen Grundstück selbst durch Veredelung anzieht. Hinzu kommt, dass die Sorten in den Edelreiserschnittgärten molekulargenetisch auf ihre Sortenechtheit überprüft werden. Die Edelreiserschnittgärten haben sich somit zu einem Steuerzentrum für seltene Obstsorten entwickelt, wo wichtige Prozesse zu deren Verbreitung und Erhaltung stattfinden und vorangetrieben werden.
Hohe Kompetenz der Baumschule
Ohne die hohe Kompetenz der Baumschule Toni Suter als Projektpartnerin wäre eine solches Projekt kaum zu stemmen. Die Wege von der Auswahl der Sorten, des Gesundheitsattests bis hin zur Überprüfung der Sortenechtheit ist ein komplexer Prozess, wie das nachfolgende Schema zeigt:
Obstsortenvielfalt auf engstem Raum
Kontinuierlicher und aufwändiger Einsatz
Der Edelreiserschnittgarten besteht seit 2015. Neue Sortenerkenntnisse, Ersatzpflanzungen, regelmässige Überprüfungen auf den Gesundheitszustand und der grosse Aufwand der Baumpflege verlangen ein dauerhaftes Engagement. So ist beispielsweise der Edelreiserschnittgarten gegen Insekten eingenetzt, da diese Krankheiten von der einen zur anderen Pflanze übertragen werden können. Dieses Netz muss je nach Jahreszeit geöffnet und auch wieder geschlossen werden. Oder auch die Beschriftung der Sorten muss immer wieder überprüft und aktualisiert werden. Der mit Abstand grösste Aufwand liegt aber in der regelmässigen Pflege der etwa 1000 Bäume im Edelreiserschnittgarten.
Bezug von Edelreisern
Nebst den Hauptobstarten wie Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume sind im Edelreiserschnittgarten auch Pfirsiche, Quitten oder Aprikosen zu finden. Knapp die Hälfte sind Apfelsorten.
Die zurzeit verfügbaren Sorten können mit dem beigefügten PDF bestellt werden. Weitere Informationen zu den Sorten erhalten Sie auf unserem Sortenfinder. Unseren Gönnerinnen und Gönnern empfehlen wir, die Edelreiser-Bestellung über den Online-Sortenfinder zu tätigen, da dort auch weitere Sorteninformationen verfügbar sind.
Ein Edelreis kostet um die CHF 10.–, zuzüglich allfällige Versand-/Lieferkosten. Wir erwarten Ihre Bestellungen bis Ende Jahr. Der Versand der Edelreiser erfolgt etwa bis Februar.
Steckbrief
Erstellen eines Muttergartens für den Reiserschnitt von gesetzlich anerkannten, gesunden und geprüften Obstsorten. Regelmässige Qualitätssicherung und Erneuerung. Bestellmöglichkeit der Edelreiser durch Baumschulen und Private.
Durch Spendengelder von ProSpecieRara sowie mit Unterstützung des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (NAP-PGREL) des Bundesamts für Landwirtschaft.
Pflanzung von etwa 1000 Bäumen mit gut 550 Sorten. Etwa die Hälfte sind Apfelsorten, Gut 15% sind Birnen- und Kirschensorten, etwa 10% sind Pflaumen/ Zwetschgen und weitere Obstarten. Laufende Aktualisierung aufgrund neuer Sortenerkenntnisse oder Prüfungen auf den Gesundheitszustand.