Vielfalt pur: Über 150 Tomatensorten, aber auch Kardy, Etagenzwiebel, Stachys …
Ackerpflanzen
Es gibt mehr als Weizen und Mais! Was zwischenzeitlich in Vergessenheit geriet, ist heute wieder gefragter. Gerade für den Anbau im Berggebiet bieten die alten Sorten und Arten interessante Alternativen.
Zu den Ackerpflanzen zählen wir alle Arten, die auf Äckern angebaut und heute meist maschinell geerntet und gedroschen werden; ihre Samen werden gegessen oder zu Öl gepresst. Zu den traditionellen Ackerpflanzen zählt beispielsweise die Ackerbohne, eine der ganz wenigen ursprünglich in der Schweiz heimischen Arten. Ohne Buchweizen keine klassische Bündner Pizzoccheri, um einen weiteren Vertreter zu nennen. Und Lein lieferte schon vor 6000 Jahren nicht nur wertvolle Nahrung, sondern auch Fasern für die Kleiderherstellung.
Der Nacktweizen, der heute zusammen mit Reis und Mais 60% der weltweit benötigten Nahrungsenergie abdeckt, konnte sich erst ab dem 11. Jahrhundert mit dem Aufkommen von Weissbrot gegen Emmer, Einkorn und Gerste durchsetzen.
Bedrohte Vielfalt
Gerade die Ansprüche der maschinellen Verarbeitung wurde einigen Getreidesorten zum Verhängnis. Viele alte Sorten zeichnen sich durch langes Stroh aus, was früher sehr geschätzt wurde, brauchte man es doch zum Flechten oder als Einstreu in den Ställen. Heute aber sollen die Halme möglichst kurz und standfest sein. Hohe, einseitige Ansprüche stellt aber auch die verarbeitende Industrie: Nur Sorten mit den besten Backeigenschaften sind noch gefragt. Arten wie Gerste, Emmer oder Einkorn erfüllen diese kaum.
Lein und Hanf, aus denen unsere Vorfahren ihre Kleider herstellten, wurden von Baumwolle und Synthetik verdrängt, Buchweizen, Hirse, Amarant oder Ackerbohnen gerieten in Vergessenheit. Heute werden einige dieser Arten jedoch wiederentdeckt: Sei es als Allergiker-freundliche Alternative zu Weizen, als interessante Partner in der Fruchtfolge im Feldbau oder gar als «Superfood». Auch im Hausgarten bilden sie für Gärtner*in, Boden und Wildtiere spannende Abwechslung.
Aufwändige Erhaltungsarbeit
In Genbanken im In- und Ausland und auch in der internationalen Saatgutbank im norwegischen Spitzbergen schlummern tausende Sorten, oftmals für Jahrzehnte, und können von dort bei Bedarf wieder bezogen werden. ProSpecieRara verfolgt bei der Sortenerhaltung – auch bei den rund 180 Ackerpflanzensorten – eine andere Erhaltungsstrategie: Wir pflanzen sie regelmässig an und vermehren sie. Dies ist nur möglich dank eines grossen Netzwerkes aus engagierten, in unseren Samenbaukursen ausgebildeten Privatpersonen, die einzelne Sorten in Obhut nehmen, im eigenen Garten anpflanzen und das frisch geerntete Saatgut an unsere Samenbibliothek zurückschicken. Auf diese Weise ist garantiert, dass sich die Sorten an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen können und das Wissen um deren Nutzung und Anbau lebendig erhalten bleibt.