Pferde halten und züchten
Mit seinem vierbeinigen Freund durch Wälder und Felder zu streifen ist eine wunderbare Freizeitbeschäftigung. Die Anschaffung eines Pferdes will aber wohlüberlegt sein.
Pferde sind faszinierende Tiere und der Wunsch nach einem eigenen Pferd gut nachvollziehbar. Da die Pferdehaltung mit viel Aufwand und regelmässigen, nicht zu unterschätzenden Kosten verbunden ist, will der Einstieg ins Abenteuer Pferd jedoch gut durchdacht sein.
Pferde sind Herdetiere und benötigen Sozialkontakt unter ihresgleichen. Jungtiere müssen in Gruppen gehalten werden, ein erwachsenes Pferd zumindest in Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu einem anderen Pferd. Bei der Gruppenhaltung ist für genügend Ausweichmöglichkeit zu sorgen, da es bei der Ausmachung der Rangordnung schon mal etwas ruppiger zu und her gehen kann. Die heutigen Pferde haben den Instinkt ihrer Ahnen aus den weitläufigen Steppen behalten. Die sind stets auf der Hut, Bedrohungen bereits von weitem zu erkennen, um frühzeitig fliehen zu können. Ihre Umgebung immer im Auge behaltend, neigen sie deshalb bei Überraschungen zu temperamentvollen Fluchtreaktionen. Damit diese glimpflich ausgehen, werden Auslauf und Weide mit gut sichtbaren Zäunen und Bändern erstellt. Als aufmerksame Tiere benötigen Pferde gewisse Umweltreize, ohne diese sie geistig verkümmern und Verhaltensstörungen wie Koppen oder Weben entwickeln.
Ebenfalls ein Relikt aus ihrer Zeit in der Steppe ist ihre grosse Toleranz gegenüber Temperaturschwankungen. Stickige, feuchte und staubige Stallluft hingegen ist unbedingt zu vermeiden. Pferde können zwar – mit typisch legère gestelltem Huf – gut auch im Stehen Siesta halten, legen sich aber zum Tiefschlaf seitlich nieder. Im Stall sind darum saubere Liegemöglichkeiten anzubieten, die vorzugsweise mit isolierenden, weichen und hygienischen Stallgummimatten belegt sind.
Mit einem Wasserbedarf von 20 bis 60 Liter Wasser pro Tag und Tier ist man mit automatischen Selbsttränken gut beraten. Die Fütterung dient nicht nur der Energieversorgung, sondern beschäftigt die Tiere über längere Zeit. Mit Stroh, Heu und Gras wird auf Raufutterbasis ein Grossteil des Nähstoff- und Kalorien-Bedarfes gedeckt. Energiereiches Kraftfutter sollte nur sehr bewusst zugefüttert werden, denn wie bei vielen anderen Haustieren leiden weit mehr Pfleglinge an Übergewicht als an Unterversorgung. Zu den regelmässigen Arbeiten gehört die Fell- und Hufpflege ebenso wie das konsequente Entwurmen der Tiere. Mit einem artgerecht gehaltenen, gut gepflegten Pferd macht das Ausreiten doppelt Freude und lässt den Arbeitsaufwand im Nu vergessen.
Pferde, die Hufeisen tragen, müssen je nach Hufwachstum ca. alle 6-10 Wochen neu beschlagen werden, was bei Kosten von 150-250 Franken pro Tier und Beschlagung jährliche Kosten von CHF 900 - 2'500.- mit sich bringt.
Zucht
Reinrassigkeit, gute körperliche und charakterliche Eigenschaften und eine gute Gesundheit sind zentrale Anforderungen an Zuchtpferde. Stuten sollten gut im Futter, also gut genährt sein, um genügend Energie für die Trächtigkeit zu haben. Ebenfalls ist auf gute Entwurmung und auf einen aktuellen Impfschutz zu achten. Bei der Auswahl der Paarungspartner sind der Fremdblutanteil (der möglichst tief zu halten, resp. zu verhindern ist) und die Inzucht zu berücksichtigen. Je nach betrieblichen Möglichkeiten, Verfügbarkeit von Hengsten und gewünschter Genetik erfolgt die Zucht über Natursprung – geführt oder frei auf der Weide – oder über künstliche Besamung.
Stuten haben in der Regel zwischen Februar und November einen dreiwöchigen Zyklus, innerhalb dessen die Tiere jeweils eine Woche rossig sind. Deckt man seine Stute in der Zeit von April bis Juli, startet diese in einer optimalen Saison mit gutem Futter und Witterung in die Trächtigkeit und bringt ihr Fohlen elf Monate später ebenfalls bei guten klimatischen Bedingungen und guten Weideverhältnissen zu Welt.
Der Tierarzt kann per Ultraschall erkennen, wo das Tier im Zyklus steht und wann der richtige Moment für die Paarung, resp. die Besamung ist. Während der 11-monatigen Trächtigkeit dürfen die Tiere weiter geritten und bewegt werden, extreme Belastungen sind jedoch zu verhindern.
Weitere Informationen
Wenn Sie mit Ihrer Tierhaltung und -zucht Teil des Erhaltungsnetzwerks werden wollen, dann werden Sie am besten Mitglied im entsprechenden Rasseverein. Dieser bietet unter anderem auch Hilfestellung bei Fragen rund um die Haltung und Zucht der Tiere und kennt die Besonderheiten der entsprechenden Rassen. Die Kontakte zu den ProSpecieRara-Rassenvereinen finden Sie bei den Rasseporträts.