Stiefelgeiss

Selbst unter strengen klimatischen und topografischen Bedingungen überzeugt die Stiefelgeiss als widerstandsfähige Bergziege. Sie war Anfang der 1980er-Jahre praktisch ausgestorben, heute sieht ihre Zukunft wieder rosiger aus.

Wie für die meisten lokalen Nutztierrassen war auch für die Stiefelgeiss die Rassenbereinigung von 1938 fatal. Die männlichen Tiere dieser Rasse wurden von den Behörden nicht mehr zur Zucht zugelassen und nur wenige hartnäckige Züchter*innen hielten der traditionellen Stiefelgeiss die Treue. 1983 gab es neben einzelnen Tieren in verschiedenen Herden nur noch eine reinrassige Gruppe in Quinten/SG. Da deren Halterin verstarb, war rasches Handeln nötig. Der damals noch jungen ProSpecieRara gelang es, mittels Schiff die Tiere über den Walensee zu bringen und in eine Auffangstation zu überführen. Diese Gruppe bildete zusammen mit weiteren in Bad Ragaz, im Sarganserland, am Flumserberg und im Taminatal gefundenen Einzeltieren die Basis für ein ambitioniertes Rettungsprojekt.
Der mit grosser Sorgfalt aufgebaute heutige Stiefelgeissenbestand von mehreren hundert Tieren geht auf 26 weibliche und 5 männliche Stammtiere zurück.

Gämsfarbig nur auf den ersten Blick
Stiefelgeissen variieren in der Fellfarbe von hell-graubraun bis dunkel-rotbraun und kommen damit der Färbung der gämsfarbigen Gebirgsziege sehr nahe. Bei näherem Betrachten erkennt man jedoch die rassetypischen, langen Grannenhaare auf dem Rücken («Mänteli») und an der Hinterhand («Hösli»), zwei zentrale Merkmale der Rasse. Weiter lassen sich die Stiefelgeissen anhand ihres nicht glänzenden Felles und am Ziegenbart der weiblichen Tiere von den Gämsfarbigen unterscheiden. Ihren Rassenamen haben die robusten Meckerer von ihrer meist dunklen Beinfärbung, den Stiefeln. Zwei Beinfärbungen sind vorherrschend und entsprechend spricht man von «Schwarz-» oder «Braunstieflern». Beide Geschlechter dieser mittelgrossen, gut bemuskelten Ziegenrasse tragen eindrucksvolle Hörner. Stiefelgeissen sind für ein Leben im Gebirge geschaffen. Sie sind körperlich robust und tolerant gegenüber unwirtlichem Wetter und die Geissen weisen auch unter wenig intensiven Futterbedingungen akzeptable Milchleistungen auf.

Kletterfreunde der Steinböcke
Die Alptauglichkeit der Stiefelgeissen ist legendär und so kommt es vor, dass sie im Sommer auch hoch oben im Gebirge zusammen mit Steinböcken in schwierigstem Gelände klettern. Ihre Widerstandsfähigkeit macht sie zu Spezialisten in der Landschaftspflege. Sie können gut in Beweidungsprojekten mit einfachen Haltungssystemen und speziellen topografischen Lagen eingesetzt werden. Stiefelgeissen sind sowohl als Milchziegen als auch als Muttergeissen zur Fleischproduktion geeignet, denn sie haben oft Zwillingsgeburten und können für beide Gitzi ausreichend Milch produzieren. Sie sind als gute Mütter bekannt.

Bestandesentwicklung

  • stabil

Nutzung

  • Fleisch und Milch

Zuchtziele

  • Robustheit, Geländegängigkeit, Gesundheit, frei von Erbfehlern
  • Gute Fruchtbarkeit und Aufzuchteigenschaften mit ausreichender Milchproduktion
  • Hohe Lebensdauer
  • Gute Mastfähigkeit

Masse und Gewichte

Widerristhöhen
Geissen 67-77 cm
Böcke 75-85 cm

Gewichte
Geissen 35-50 kg
Böcke 60-80 kg

Partnerorganisation

Der Stiefelgeissen-Züchterverein Schweiz führt das Zuchtbuch für die Stiefelgeissen und ist als nationaler Rasseverein organisiert.

Stiefelgeissen-Züchterverein Schweiz (SGS)
Präsidentin:
Märki Kathi
Wart 571
9651 Ennetbühl SG
071 930 06 05, kathi.maerki(at)swild.ch
www.stiefelgeiss.ch

Tiervermittlung

Stiefelgeissen suchen und anbieten auf:
www.tierische-raritäten.ch


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