Apfel ‘Sauergrauech’ – ein unterschätztes Multitalent
Zu «grauen» braucht es definitiv niemanden vor unserem Herbst-Liebling – ganz im Gegenteil …
Es war wohl kein Marketing-Genie, das seinen Sortennamen erfunden hat – oder aber die Konsument:innen sprachen 1830, als die Sorte in Bern zufällig entstanden ist, noch auf ganz andere Begriffe an als heute. Jedenfalls sollte man sich von seinem Namen nicht verwirren lassen. Denn der ‘Sauergrauech’ ist ein äusserst aromatischer Apfel, der sowohl als Most- als auch als Tafelapfel überzeugt. Sein Aroma ist leicht weinsäuerlich mit einem sortentypischen Gewürz. Das «grauech» in seinem Namen rührt von seinem Äusseren her, denn seine Grundfarbe ist grün-gräulich und darüber breitet sich eine hellrosa, manchmal fast violette, gestreifte Deckfarbe aus.
Die zufällige Apfelsorte
Wie aber entsteht eine Apfelsorte «zufällig»? Pflanzt man einen Apfelkern in die Erde, so wächst daraus innert einigen Jahren ein Baum. Die Früchte, die dieser trägt, entsprechen aber praktisch nie der Sorte, aus welcher die Kerne entnommen wurden, sondern sind stets eine Kreuzung aus der Muttersorte und einer weiteren, von welcher Pollen auf der Blüte gelandet sind. Diese Pollen kann man entweder von Hand von einer ausgewählten Vatersorte übertragen, oder aber man überlässt dies dem Zufall, bzw. den Insekten.
Professionelle Züchter:innen wählen heute natürlich den gezielten Weg. Dennoch kommt es vor (und war bis vor ca. 150 Jahren die verbreitetste «Methode»), dass ein solch zufällig befruchteter Kern irgendwo unbemerkt zum Baum heranwächst und jemand feststellt, dass die Früchte daran aussergewöhnlich gut sind. Um die Sorte dann weiter zu vermehren, kann man nun ganz einfach einjährige Triebe – sogenannte Edelreiser – schneiden und diese auf einen anderen Apfelbaum aufpfropfen. An diesem Ast wächst künftig ebenfalls die neue Sorte.
Den ‘Sauergrauech’ gibt es ungefähr von September bis November in ausgewählten Coop Supermärkten, in Hof- und Bioläden und auf Wochenmärkten.