Pflanzengesundheit beim Steinobst
Pflaumenwickler
Der Pflaumenwickler gehört zur Familie der Wickler, welche zur Ordnung der Schmetterlinge zählen. Der Falter ist nachtaktiv und legt seine Eier im Frühjahr gerne auf der unteren Hälfte von Zwetschgen- und Pflaumenfrüchten ab. Die frisch geschlüpften Larven bohren sich rasch einen Gang bis ins Fruchtinnere, wo sie sich vom Fruchtfleisch ernähren. In wärmeren Lagen können bis zu drei Generationen auftreten.
Befallene Früchte erkennen Sie am kleinen «Bohrloch» auf der unteren Fruchthälfte, oder an der Larve und deren Kot im Fruchtinneren. Sie können befallene Früchte leicht vom Baum abschütteln und einsammeln, so beugen Sie einem starken Befall im Folgejahr vor. Vom Pflaumenwickler heimgesuchte Früchte fallen in der Regel vor den anderen Früchten zu Boden. Die ersten reifen Früchte sind also oft befallen und können so gut gesondert gesammelt und entsorgt werden.
Die Schlupfwespe Trichogramma cacoeciae parasitiert die Eier des Pflaumenwicklers und wird im Hausgarten gerne gegen diesen Schädling eingesetzt.
Kirschessigfliege
Die Kirschessigfliege (Drosphila suzukii) gehört zu den Taufliegen und ist erst seit 2011 in der Schweiz nachgewiesen. Ursprünglich war sie in Südostasien beheimatet. Die Fliege befällt grundsätzlich alle Steinobstarten und auch Beeren, bevorzugt eine dünne Schale und dunkle Färbung.
Bei guten Wetterbedingungen kann sich die Kirschessigfliege innert weniger Wochen stark vermehren, jährlich sind bis zu 15 Generationen möglich. Die adulten Weibchen raspeln ein Loch in die dünne Haut reifer Früchte und legen dort 1-3 Eier ab. Die frisch geschlüpften Larven fressen anschliessend das Fruchtfleisch und verpuppen sich auf oder in der Frucht.
Befallene Früchte beginnen innert weniger Tage um die beschädigte Stelle herum zu faulen und/oder bilden eine Essigsäuregärung aus. Durch den intensiv sauren und essigartigen Geschmack sind die Früchte kaum mehr verwertbar.
Die Kirschessigfliege hat bei uns erst wenige natürliche Gegenspieler. Der Schutz anfälliger Kulturen ist sehr aufwändig. Im Bioobstbau werden empfindliche Kulturen oft mit engmaschigen Netzen eingepackt. In einem Obstgarten mit grossen Hochstammobstbäumen ist diese Methode kaum mehr möglich, aber Sie können mit einer angepassten Sortenwahl proaktiv gegen die Kirschessigfliege wirken. Entscheiden Sie sich beispielsweise für eine gelbe Kirschensorte oder eine Pflaume mit einer etwas dickeren Schale, sind Ihre Früchte weniger attraktiv für diesen Schädling.
Gerne dürfen Sie sich für eine Sortenempfehlung bei uns melden!
Kirschenfruchtfliege
Die Kirschfruchtfliege kennen Sie als «Wurm in der Kirsche», sie ist weit verbreitet und gilt seit langem als Hauptschädling in Kirschkulturen. Die adulte Fliege legt ihre Eier im Frühsommer direkt unter die Haut der reifenden Früchte, dabei werden früh reifende Kirschensorten (bis zur 2. Kirschenwoche) kaum befallen, da sie bereits zu reif sind.
Um einem starken Befall am eigenen Kirschenbaum vorzubeugen, kann er eingenetzt oder es können Gelbfallen aufgehängt werden.
Falls Sie dennoch viele befallene Früchte ernten, können diese ca. 10min in kaltes Wasser gelegt werden, so schwellen sie an und die allermeisten Larven kommen aus den Kirschen heraus. Die Früchte sind dann trotzdem noch essbar.
Schrotschuss
Die Schrotschusskrankheit tritt vor allem bei Kirschbäumen auf, kann aber auch auf anderen Steinobstarten vorkommen. Auslöser ist ein Pilz, der bevorzugt die jungen Laubblätter befällt, aber auch Früchte und Jungtriebe können betroffen sein.
Die Krankheit ist gut erkennbar an den typischen Löchern in den Blättern, daher auch der Name «Schrotschuss». Bei einem starken Befall sind die Früchte verkrüppelt und unbrauchbar. Der Baum reagiert mit verfrühtem Laubabwurf im Sommer und kann so über die Jahre gar absterben.
Bei feuchter Witterung und lang nass bleibenden Blättern und Früchten kann sich der Pilz stark verbreiten. Wenn Sie Ihre Kirschbäume schneiden, achten Sie also am besten auf einen lockeren und «luftigen» Schnitt, so beugen Sie auch anderen Pilzkrankheiten vor.
Harzfluss, Gummifluss
Wenn der Standort nicht optimal ist oder der Baum bereits von anderen Krankheiten befallen ist, dann scheiden Steinobstbäume oft Harz aus. Die gummiartige, farblose bis bernsteinfarbene Flüssigkeit tritt zwischen den Rindenstücken an Ästen und Stamm aus. Der Harzfluss, auch Gummifluss oder Gummose genannt, ist also keine eigentliche Krankheit, sondern eine Sekundärerscheinung und zeigt physiologische Störungen an. Die Zweige und Äste können mit der Zeit absterben. Die befallenen Zweige am besten zurückschneiden.
Vorbeugend sollen feuchte, frostige Lagen oder Verletzungen vermieden werden.
Kräuselkrankheit
Die Kräuselkrankheit ist eine der verbreitetsten Pilzkrankheiten am Pfirsichbaum und zeigt sich mit gelblichen bis rötlichen Verdickungen und Kräuselungen an den Blättern. Die befallenen Blätter werden vom Baum abgeworfen. Ein starker Befall schwächt den Baum und wirft ihn im Wachstum zurück. Um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern ist auf eine für den Pfirsichanbau gute Standorteignung (Weinbauklima) zu achten. Befallene Blätter müssen regelmässig entfernt und entsorgt werden um so den Kreislauf der Pilzkrankheit zu durchbrechen. Alle im Handel sowohl für den Bioanbau als auch sonst erhältlichen Fungizide gegen die Kräuselkrankheit müssen prophylaktisch vor Austrieb der Blätter ausgebracht werden. Also zu einem Zeitpunkt, wo noch nicht klar ist, ob der Baum überhaupt in der kommenden Vegetationsperiode an der Kräuselkrankheit erkranken wird.
Für den Hausgarten empfehlen sich Spaliere an einer Hauswand. Im Freiland eher niedrige Bäume, eventuell auch als Buschform, was eine einfache Pflege vom Boden aus ermöglicht. Befallene Blätter können leicht abgelesen und entsorgt werden. Auch ist der Rückschnitt bei starkem Befall einfach umzusetzen.
Meldepflichtige Schadorganismen bei Kernobst – aktuell nicht oder selten in der Schweiz, bei Befall aber mit grossem Schadpotential, wobei keine oder nur eine eingeschränkte Bekämpfung möglich – auf der Hut bleiben ist angesagt!
Ehemalige Quarantäneorganismen in der Schweiz, die seit dem 1.1.2020 nicht mehr meldepflichtig sind, aber besonderen Regeln unterliegen. Sie zählen zu den sogenannten «Geregelten Nicht-Quarantäneorganismen» (GNQO).
Sharka (Steinobst generell, aber v.a. Pflaumen und Aprikosen)
Fleckenbakteriose bei Steinfrüchten (in der Schweiz primär bei Aprikosen festgestellt)
Obstbaumphytoplasmen: Europäische Steinobst- Vergilbungskrankheit (ESFY)
Fachstellen und Ratgeber
- pflanzenkrankheiten.ch Übersicht zu verschiedenen Schadorganismen
- FiBL Merkblatt Bioobstbau auf Hochstammbäumen
- FiBL Obstbau und Beratung für die biologische Produktion
- Agroscope Übersicht der aktuellen Quarantäneorganismen im Pflanzenbau