Traditionelle Rassen gehören niemandem
Als «ProSpecieRara-Rasse» werden die Rassen bezeichnet, für die sich die Stiftung mit ihren Aktivitäten einsetzt. Alte Rassen sind ein landwirtschaftliches Kulturerbe und gehören weder einer Stiftung noch einem Rasseverein. Demzufolge können Rassenamen in der Schweiz nicht rechtlich geschützt werden. Der Ausdruck «ProSpecieRara-Rasse» bedeutet darum keinen Besitzanspruch, sondern steht für das Engagement von ProSpecieRara, gemeinsam mit Züchter*innen und deren Vereinen, den in Bedrängnis geratenen, traditionellen Nutztieren neue Perspektiven zu geben. Die Stiftung setzt sich dafür ein, dass alle Zugang zu diesen Rassen haben.
Welche Rassen werden gefördert?
In den Gründungsjahren von ProSpecieRara (1982) waren die Begriffe «Biodiversität» und «tiergenetische Ressourcen» eines Landes noch völlig unbekannt. Unsere Pioniere hatten deshalb eine etwas andere Herangehensweise als wir heute und stuften auch Rassen als erhaltungswürdig ein, deren Wurzeln nicht unbedingt in der Schweiz liegen, die hier aber traditionell eine Rolle in der Landwirtschaft gespielt hatten. So kamen z.B. Pommernenten, Hinterwälder Rinder und Wollschweine auf die Liste der ProSpecieRara-Rassen. Seit der ersten internationalen FAO-Konferenz in Interlaken 2007 nimmt ProSpecieRara jedoch nur noch Rassen auf, die einen Bezug zur Schweiz haben.
Heute muss eine Rasse für die Aufnahme als «ProSpecieRara-Rasse» folgende zwei Kriterien erfüllen:
- alte, traditionelle Schweizer Landrasse mit einem landwirtschaftlichen, resp. soziokulturellen Hintergrund in der Schweiz.
- Rasse, die als gefährdet eingestuft werden muss. Dies kann aufgrund absoluter Zahlen, negativen Bestandesentwicklungen, speziellen geografischen Verbreitungen oder auch anhand besonderer genetischer Kriterien, wie hohe Inzucht, geringer Anteil an männlichen Zuchttieren, hohe Fremdbluteinkreuzung, u.a. erfolgen.
Vom Restbestand zum Erhaltungsprojekt
In den Anfangsjahren von ProSpecieRara gab es in der Schweiz noch einige offiziell anerkannte Rassen, für welche Rassevereine und Zuchtbücher bestanden (und noch immer bestehen). Daneben gab es aber auch viele Rassen, die es nicht in diese Liga schafften – weil sie in Vergessenheit gerieten oder aber bewusst ausgeschlossen wurden (siehe Rassenbereinigung von 1938).
Wann immer die ProSpecieRara-Pioniere auf eine verschwindende Rasse gestossen sind, wurde reagiert, indem Tiere gekauft, Zuchtbücher eröffnet und ein Züchternetzwerk gegründet wurden. Viele Zuchtvereine, mit denen wir heute zusammenarbeiten, sind aus diesen Pionierprojekten hervorgegangen. Dazu stiessen bereits bestehende Zuchtvereine, die sich ebenfalls für gefährdete Rassen einsetzen und mit denen wir uns fortan gemeinsam für die Vielfalt der Rassen einsetzen.