Rinder
Aus dem Auerochsen entwickelten sich zahlreiche Rinderrassen – und verschwanden in den letzten Jahrzehnten wieder. Dabei haben die alten Landrassen auch in der heutigen Landwirtschaft durchaus ihre Daseinsberechtigung ...
Die Domestikation der Rinder fand vor gut 9'000 Jahren im Gebiet der heutigen Türkei statt. Seither entwickelte sich aus dem Auerochse weltweit eine grosse Vielfalt an Kuhrassen, wobei jedoch heute nur wenige eine wirtschaftliche Rolle spielen. Von den einst 35 dokumentierten Schweizer Rassen überlebten nur deren fünf: Das Original Braunvieh, das Eringer Rind, das Original Simmentaler Fleckvieh, das Evolèner Rind sowie das Rätische Grauvieh. Die beiden letzten werden aufgrund ihres Gefährdungsgrades zusammen mit den Hinterwälder Rindern von ProSpecieRara gefördert.
Auch bei der modernen Rinderzucht herrscht das Gesetz der Spezialisierung. Die alten Rassen wurden von neuen Zuchtlinien verdrängt, die entweder viel Milch oder schnell viel Fleisch produzieren. Riesige Euter unter knochigen Kühen und stark bemuskelte Mastrinder sind die Resultate eines Systems, das mit hohem Aufwand viel produziert. Es überrascht nicht, dass diese «Spitzensportler» schon nach wenigen Jahren verbraucht sind und früh ersetzt werden müssen.
Alte Rassen heute wieder begehrt
Im Kontrast dazu stehen die alten Landrassen, die heute in der extensiven Landwirtschaft durchaus wieder gefragt sind. Denn hier lautet die Parole «low input – low output». Das bedeutet, dass der Ertrag zwar bescheidener ist, dass dafür aber auch bedeutend weniger investiert werden muss: weniger teures Kraftfutter, weniger aufwändige Stalltechnik, weniger Tierarztkosten. Dazu punkten Evolèner & Co. mit Langlebigkeit, was die Aufzuchtkosten gesamtheitlich gesehen reduziert.
Ebenfalls positiv auf die Rentabilität wirkt sich aus, wenn mit den alten Rassen authentische Spezialitäten hergestellt werden können, die sich im Direktverkauf und in Nischenmärkten hochwertig vermarkten lassen. Viele Kund*innen schätzen die extensive, schonende Produktion und freuen sich, mit ihrem Konsum ein Stück Kulturgut lebendig zu erhalten.