Grünstieler' – köstlich in Kuchen, Eierspeisen, gebrannt, gedörrt ...
Diese Sorte ist in keiner Pomologie beschrieben. Gewisse Ähnlichkeit mit der Sorte 'Basler Langstieler' kann gesehen werden. Es ist aber sicher eine eigene Sorte.
Dies bestätigte auch die überragende Kirschenkennerin Annette Braun-Lüllemann. Dass diese Kirsche je woanders unter einem andern Namen zum Vorschein kommen wird, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist die sie als Zufallssämling entstanden.
Die Form ist schön herzförmig, die Haut glänzend tiefschwarz, der Saft dunkel gefärbt. Der Stein ist dick und grösser, der Stiel kürzer als bei der Langstieler. Das Fruchtfleisch ist weich, mit einem charakteristischen, harmonischen Geschmack, ausgewogen und bekömmlich. Im Gaumen erkenne ich gute 'Grünstieler' mit verbundenen Augen.
Chirsiwäiä (Kirschenkuchen) mit reifen 'Grünstielern' ist unübertrefflich. Am Besten schmeckt sie ohne Guss. Weil die Kirschen so saftig sind, kann zur ‚Drainage’ mit gemahlenen Haselnüssen, Mandeln oder auch Kokosflocken unterlegt werden. Schlagrahm oder saurer Halbrahm kann nach Belieben dazu genossen werden. Für Pfannkuchen, Crèpe oder Omelette zuerst die Kirschen in die Bratpfanne geben, wenn diese zu duften beginnen, den Guss dünn einlaufen lassen. So backen die Kirschen ein. Natürlich darf das «Chehrä» (Umdrehen) nicht vergessen werden!
Ich weiss noch von 3 alten Hochstamm-Bäumen der Sorte 'Grünstieler', 2 stehen in unserer Obstwiese, älter als gross, bringen in 4 von 5 Jahren reichlich Kirschen. 40 m entfernt beim Nachbar steht noch ein grosser 'Grünstieler': Er liess ihn in der Niederstamm-Anlage stehen («im Weg»), weil’s für Kuchen und Omeletten nichts Besseres gibt.
Frits Brunner, Obstsortenkenner