Mindestens ein, zwei Jahre können Kartoffeln aus dem eigenen Garten ohne Probleme als Pflanzgut für die nächste Saat nach genommen werden (v.a. wenn vorbeugende Massnahmen gegen Viren getroffen werden, wie z.B. ein Sonnenbad). Die Herausforderung dabei ist vor allem eine gute Lagerung. Haben es die Kartoffeln zu warm (über 4°C) verlassen sie die natürliche Keimruhe schon bald und beginnen auch im Dunkeln zu keimen. Die langen, fragilen Dunkelkeime brechen bei der Saat leicht ab, ergeben wenig stabile Pflanzen und entziehen der Knolle unnötig Energiereserven die sie für den Start im Pflanzbeet benötigt. (Bild 1 zeigt links eine im Keller in der Nähe des Fensters (siehe Bild 2) gelagerte Kartoffel, rechts eine bei gleicher Temperatur im Dunkeln gelagerte, Anfang Februar.)
Am Licht wachsen die Keimlinge nur langsam – sie brauchen sich nicht aus der Dunkelheit zu strecken. Lichtkeime sorgen für einen schnellen Start im Pflanzbeet, da das Wachstum bereits angeregt ist. Kartoffeln sollten darum sowieso gut vier bis sechs Wochen vor der Saat am Licht vorgekeimt werden.
Fehlt nun eben die Möglichkeit für eine dunkle, kühle Lagerung der Knollen, kann die «Lichtkeim-Periode» gerade auf den ganzen Winter ausgedehnt werden! Damit alle Keime genügend Licht bekommen, ist ein Nagelbrett zum Aufspiessen der Knollen ideal (die Verletzung durch das Aufspiessen macht den Kartoffeln nichts). Aufgestellt wird das Nagelbrett an einem hellen Ort, ohne direktes Sonnenlicht. Sogar bei Zimmertemperatur geht dies ohne Probleme. Bis zur Saat, ca. Mitte April, sind die Pflanzkartoffeln fast ganz ausgezehrt, dafür steckt die ganze Kraft nun in den bereits sehr stark ausgebildeten Lichtkeimen. Und vielleicht unterstützt diese Methode sogar die Pflanzengesundheit, wie sie mit einem Sonnenbad angeregt werden kann.
Zu beachten: An der Wärme können sich Fäulniserreger gut entwickeln. Krankheitsbefallene Knollen sollten sowieso nicht weiter gepflanzt werden, aber bei dieser Überwinterungsmethode kann nochmals verstärkt darauf geachtet werden, z.B. wenn gewisse Knollen sich auf Druck von den anderen verschieden anfühlen.
Und bei der Pflanzung gut darauf achten, dass die Lichtkeime nicht beschädigt werden, wenn die Erde darüber geschüttet wird; eigentlich handelt es sich bei den so gekeimten Kartoffeln schon fast um Setzlinge, die entsprechend behandelt werden sollen. Trotzdem aber auch diese wie gewohnt genügend tief pflanzen!
Philipp Holzherr, Bereichsleiter Garten-, Acker- & Zierpflanzen ProSpecieRara