Enten und Gänse halten und züchten

Ein artgerechtes Leben mit grossem Auslauf und Schwimmmöglichkeit danken Enten und Gänse mit Eiern, Nachwuchs und Mithilfe bei der Schneckenbekämpfung.

Gänse sind Weidetiere und benötigen pro Paar ohne Jungtiere ca. 300 m2 Grünland, das idealerweise in Wechselweiden unterteilt ist. Enten kommen mit ca. 60 m2 pro Paar aus. Beide Arten sind nicht monogam und können sowohl paar- als auch gruppenweise gehalten werden. Die Haltung von mehreren Gantern (männlichen Gänsen) ist allerdings nicht immer unproblematisch, es kann zu unerbittlichen Kämpfen kommen. Wer mehrere Pommernenten halten will, sollte sich bewusst sein, dass mit einer jährlichen Legeleistung von gegen 150 Eiern pro Jahr und Ente einen schöne Anzahl Eier anfällt.

Für Enten und Gänse ist eine immer zugängliche Badegelegenheit gesetzlich vorgeschrieben. Damit ist kein Wasserkübel gemeint, sondern ein Teich, ein Bach oder ein grosser, flacher Behälter. Wasser gibt Gewähr, dass die Tiere sich wohl fühlen und sich artgerecht verhalten können. Gänse oder Enten in einem naturnah gestalteten Gartenweiher mit natürlichem Ufer halten zu wollen, ist eine Illusion, denn die Tiere werden die Pflanzen fressen und das Ufersubstrat durchwühlen. Übrig bleiben die unansehnliche Teichfolie und ein trüber Tümpel. Wenn man die Ufer mit schweren Steinen oder z.B. mit einer «Uferpromenade» aus Holz gestaltet, kann man dem eigenen Anspruch nach Garten-Ästhetik gerecht werden und seinen Pfleglingen dennoch eine attraktive Schwimmfläche schaffen. Je nach Behälter sind rampenförmige Ein- und Ausstiegshilfen angebracht, vor allem auch wenn Jungtiere da sind. Wasservögel koten gerne ins Wasser, weshalb fliessendes, sich erneuerndes Wasser ideal ist. Wo das nicht möglich ist, sollte das Wasser durch Kippen des Behälters oder mit nicht zu kleinen Auslaufvorrichtungen einfach zu wechseln sein.

Diepholzer Gänse und Pommernenten können das ganze Jahr hindurch im Freien gehalten werden. Um den Kot ums Haus und unerwünschte Interaktionen mit Besucher*innen – besonders durch aufdringliche Gänse – kontrollieren zu können, ist eine Einzäunung empfehlenswert. Für Enten reicht dafür ein Zaun mit 50 cm Höhe, für Gänse Knotengitter ab 120 cm. Nachts brauchen sie gegen Fuchs & Co. zusätzlich einen schützenden Stall, der nicht isoliert sein muss. Wer grosszügig plant, beugt nicht nur schlechtem Innenklima vor, sondern bietet auch späterem Nachwuchs Platz. Und nicht zuletzt macht genügend Platz auch das Füttern, Misten und Kontrollieren der Tiere angenehmer.

Open-Air-Fütterung
Bei der Haltungsart «In der Nacht im Stall - bei Tag auf der Weide» hat es sich bewährt, die Hauptration auf der Weide zu füttern. Ideal ist, wenn man den Futterplatz befestigt, sodass man ihn gut sauber halten kann. Als Fütterungs- und Tränkegefässe eignen sich Plastikbecken oder Steingut-Schalen. Trinkgefässe sollten so gross sein, dass die Tiere problemlos Ihre Köpfe eintauchen können.

Zucht
Wer selber brüten kann (Kunstbrut: mit eigenem oder geliehenem Brutapparat oder Naturbrut: mit einer Ente/Gans, die Eier ausbrüten will), hat nicht nur die Möglichkeit, das Wunder des Schlupfes zu bestaunen, sondern kommt auch am einfachsten zu seinen Tieren, denn bei den Bruteiern ist die Verfügbarkeit am grössten. Entenküken oder Gössel zu erhalten ist schon etwas schwieriger, da nur eine gewisse Anzahl Züchter*innen Jungtiere abgeben können. Mit Hilfe des Züchtervereins für ursprüngliches Nutzgeflügel (ZUN), kommt man aber relativ gut zu Küken/Gösseln, sofern man diese frühzeitig bestellt. Brutzeit ist grundsätzlich im Frühling. Die Tiere benötigen bis zum Einbruch der kalten Jahreshälfte genügend Zeit um Masse zuzulegen und gut durch den Winter zu kommen. Gänse legen in der Regel ohnehin nur im Frühjahr Eier.

Brut und Jungtieraufzucht bedeutet Selektion
Wer Bruteier oder Küken bezieht, kommt leichter zu seinen Tieren und kann durch die eigene Aufzucht ein engeres Verhältnis zu seinen Tieren aufbauen. Allerdings gibt es dabei zu beachten, dass dabei nicht alle Tiere in der Zuchtgruppe bleiben können; alle männlichen Tiere (Brüder der Enten/Gänse) müssen zwecks Inzuchtvermeidung durch nicht-verwandte Erpel bzw Ganter ersetzt werden. Des Weiteren müssen Tiere mit Fehlbildungen aus der Zuchtgruppe genommen werden, da diese genetische Ursachen haben können und nicht vererbt werden dürfen. Ebenso können Tiere mit starken Abweichungen vom Rassestandard nicht in der Zucht bleiben. Brütet man selbst Tiere aus, ist es für die Züchter*innen also unumgänglich, Selektion zu betreiben, mit ein wenig Geduld findet sich aber oft eine Person, welche die «Ausschusstiere» aufnehmen kann, weil sie selber keine Bruteier sammelt.

Wie Sie mitmachen wollen ist Ihre Entscheidung
Der ZUN leistet eine grosse Arbeit hinter den Kulissen. Er organisiert die Bruten, registriert und beurteilt die Zuchttiere fürs Herdebuch, etc. Es ist daher nachvollziehbar, dass der ZUN bei der Tiervermittlung Interessenten bevorzugt, die eine Zuchtgruppe halten wollen und ihre Tiere im Zuchtbuch registrieren lassen. Tiere, die für die Weiterzucht aufgezogen und gehalten werden müssen beringt und beim ZUN registriert werden, nur so ist eine gesamtschweizerische Zucht unter Miteinbezug von Abstammungen möglich.  Egal ob Bruteier, Küken oder Jungtiere: Folgen Sie den Empfehlungen des Züchterverbandes für ursprüngliche Nutzgeflügel (ZUN), dann können Sie sicher sein, dass Sie Tiere aus dem Erhaltungsprojekt erhalten. Sowohl Bruteier als auch Tiere können sie ebenso über www.tierische-raritaeten.ch suchen und finden.

Zuchttiere
Als Zuchtgruppe können Ihre Enten oder Gänse paarweise oder in Geschlechterverhältnissen von 1:2 bis 1:5 (männliche : weibliche Tiere) liegen. Kommen mehr als 5 weibliche Tiere auf ein Männchen, so sinkt die Befruchtungsrate der Eier drastisch. Umgekehrt führt die Haltung mehrerer männlicher Tiere, wie eingangs erwähnt, zu teilweise harten Kämpfen. Zuchttiere müssen körperlich gesund sein und rassetypische Merkmale aufweisen. Um bei letzterem sicher zu sein, sollten Sie nur mit rassereinen Tieren züchten, die im Zuchtbuch des ZUN erfasst sind. Nicht zuletzt: Menschen, die nicht aktiv im Projekt mitmachen, leisten ebenfalls einen Beitrag, indem sie mit ihrer Tierhaltung auf die gefährdeten Rassen aufmerksam machen und indem sie z.B. auch Tieren ein Zuhause geben, die nicht in der Zucht eingesetzt werden können.

Weitere Informationen

Wenn Sie mit Ihrer Tierhaltung und -zucht Teil des Erhaltungsnetzwerks werden wollen, dann werden Sie am besten Mitglied im entsprechenden Rasseverein. Dieser bietet unter anderem auch Hilfestellung bei Fragen rund um die Haltung und Zucht der Tiere und kennt die Besonderheiten der entsprechenden Rassen. Die Kontakte zu den ProSpecieRara-Rassenvereinen finden Sie bei den Rasseporträts.

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Wissen

Inzucht

 

«Blutlinien»

 

Erhaltungszucht versus Leistungszucht

 

Generhaltung

 

Genetische Präsenz

 

Effektive Populationsgrösse