Schweine halten und züchten

Intelligenz gepaart mit einer gewissen «Bulldozer-Mentalität» macht Schweine zu wahren Ausbruchskünstlern. Ein guter Zaun ist deshalb das A und O in der Schweinehaltung.

Schweine sind soziale Tiere und dürfen nicht einzeln gehalten werden. Sie zeigen ein ähnlich komplexes Verhalten wie die Wildschweine. Bei der Haltung ist deshalb eine Infrastruktur wichtig, die es den Tieren ermöglicht, ihre natürlichen Verhaltensweisen wie Nestbau, Nahrungssuche, Suhlen, Fellpflege etc. auszuleben.

Ein grosszügiges Platzangebot im Stall und im Freiland bietet Raum für die Erstellung der Rangordnung. Separate Liegebereiche mit genügend Einstreu ermöglichen es den Tieren, sich zurückzuziehen und sich je nach Temperatur Schlafnester zu bauen. Strukturgebende Elemente wie Äste, Baumstämme und Felsblöcke bieten Nischen und machen Stall und Auslauf interessanter für die Tiere.

Abwechslungsreiche Fütterung
Schweine sind Allesfresser und passen ihren Menüplan gerne den Jahreszeiten an. Ob Äpfel, Gras, Heu oder Rüstabfälle aus der Küche, Schweine sind für jede Abwechslung dankbar. Bei alten Rassen wie den Wollscheinen oder den Schwarzen Alpenschweinen ist zu berücksichtigen, dass der Hauptteil des Futters reich an Nahrungsfasern und somit energiearm sein muss. Damit sorgt man einer Verfettung der Tiere, die auf viel Bewegung und extensives Futter «programmiert» sind, vor. Schweine haben zudem einen grossen Wasserbedarf. Mit bei Stallhaltung permanent und bei Weidehaltung mehrmals täglich zugänglichen Selbsttränken können sich die Tiere ihre Ration, die bei säugenden Sauen täglich bis zu 30 Liter betragen kann, selber einteilen.

Schweine halten Ordnung
Gibt man Schweinen genügend Platz und Strukturen, teilen sie ihren Lebensraum in unterschiedliche Bereiche zum Schlafen, Fressen und Koten ein und sind damit durchaus reinlich. Aber auch für die Körperhygiene sind die Tiere auf eine gewisse Infrastruktur angewiesen: In der Suhle können sie mit feinem Schlamm gegen Hautparasiten vorgehen und ihn an Scheuerpfählen in Form von Staub wieder rausmassieren. Da Schweine keine Schweissdrüsen besitzen, bleibt ihre Haut auch bei hohen Temperaturen trocken und hilft damit nicht beim Abkühlen des Körpers. Darum suchen die Tiere bei Hitze kühlende Suhlen oder Wasserstellen auf. Solche einzurichten ist also wichtig für das Wohlbefinden der Tiere.

Einzäunungen sollten stabil und ausbruchsicher sein, da die kleinen «Bulldozer» sehr geschickt Pfosten aushebeln und Hindernisse wegräumen können. Erfindergeist ist hier gefragt. Elektrodrähte bieten sich bei der Abgrenzung grösserer Weiden an, sollten aber im Auslaufbereich nur eine Notlösung sein. Stabile, mindestens 85 cm hohe Festzäune sind zwar aufwändiger im Bau, bieten aber permanente Sicherheit.

Zucht
Achten Sie bei der Wahl Ihrer Zuchttiere darauf, dass genetisch wenig vertretene Individuen gefördert und Tiere mit einer höheren genetischen Präsenz zurückhaltend eingesetzt werden. Auf diese Weise helfen Sie mit, den Genpool der gesamten Population ausgewogen zu halten.

Weitere Informationen

Wenn Sie mit Ihrer Tierhaltung und -zucht Teil des Erhaltungsnetzwerks werden wollen, dann werden Sie am besten Mitglied im entsprechenden Rasseverein. Dieser bietet unter anderem auch Hilfestellung bei Fragen rund um die Haltung und Zucht der Tiere und kennt die Besonderheiten der entsprechenden Rassen. Die Kontakte zu den ProSpecieRara-Rassenvereinen finden Sie bei den Rasseporträts.

Weiterführende Literatur

Empfehlenswerte Fachbücher zum Thema Schweinehaltung finden Sie in unserem Shop.


Wissen

Landschaftspflege mit alten Landrassen

 

Inzucht

 

«Blutlinien»

 

Erhaltungszucht versus Leistungszucht

 

Generhaltung

 

Genetische Präsenz

 

Effektive Populationsgrösse