Der Name ist Programm: Die 'Ungarische Beste'
Der Geschmack ist süsssäuerlich und aromatisch, kann bei idealen Bedingungen und im richtigen Augenblick gepflückt unvergleichlich köstlich sein.
Sie wird auch 'Wahre Grosse Frühaprikose' genannt. 1868 wurde sie vom Hofgärtner Glocker in Enyed, Ungarn aufgefunden und vor allem in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie verbreitet. Bis in die 70-er Jahre des 20. Jahrhundert war die Sorte auch in den schweizerischen Hausgärten nicht selten.
Den Namen verdankt sie Eduard Lucas (1816-1882), dem Gründer des Pomologischen Institutes in Reutlingen (D), einem der grössten deutschen Pomologen. Ihm wurden mehrere Aprikosensorten aus Ungarn vorgelegt. Unsere bezeichnete er als die Beste davon. Es gibt von ihr mehrere Spielarten, die sich durch Wuchsstärke, Qualität und Fruchtausfärbung unterscheiden.
Der Baum wächst mittelstark, ist widerstandsfähiger gegen Winterkälte und Spätfröste als andere Sorten. Die Frucht ist mittelgross bis gross, die Farbe der Fruchthaut ist gelb bis orange, sonnseits bis zur Hälfte der Oberfläche rot, manchmal braunrot punktiert. Vollreif ist das Fruchtfleisch orangefarben, saftreich. Der Geschmack ist süsssäuerlich und aromatisch, kann bei idealen Bedingungen und im richtigen Augenblick gepflückt unvergleichlich köstlich sein. Dazu muss die Ungarische Beste am Baum reifen, bis man sie riechen kann. Die optimale Genussreife wird mit Vorteil durch vorsichtiges Ergreifen mit Daumen und Zeigefinger erfühlt. Dazu braucht es ein bisschen Erfahrung. Keinesfalls sollen die Früchte geerntet werden, wenn sie erst gelb sind.
Beim Grossverteiler werden importierte Aprikosen in halbreifen Zustande verkauft, weil reife Aprikosen nicht transportfähig sind. Es ist wirklich tragisch, dass nur wenige Menschen je eine ganz reife, vollmundende Aprikose geniessen können. Deshalb pflanzen Liebhaber*innen einen Aprikosenspalier an einer sonnigen Wand. West-, Südwest- und Südexposition sind weniger frostgefährdet, weil die Sonne (nach einer kalten Nacht) die Blüten erst später erwärmt. Je nach Kleinklima können auch die Ostexpostionen befriedigende Ernten zulassen.
Damit der Aprikosenbaum wüchsig bleibt, sollte er jährlich verjüngt werden. Durch jährlichen Verjüngungsschnitt muss das Triebwachstum gefördert und der Verkahlung sowie dem Harzfluss vorgebeugt werden.
Frits Brunner, Obstsortenkenner