Seit bald 40 Jahren setzt ProSpecieRara bei der Erhaltung der über 1600 über Samen vermehrbaren Gemüse- und Zierpflanzensorten primär auf das rund 650-köpfige Netzwerk aus privaten Sortenbetreuer*innen, welche in ihren Gärten Sorten anbauen, vermehren und das frisch geerntete Saatgut an die Samenbibliothek zurückschicken. Nun wird dieses Netzwerk mit einer neuen Komponente ergänzt: mit der ProSpecieRara-Samengärtnerei.
In ihr sollen nicht nur Sorten vermehrt werden, welche im Hausgarten nur schwer ohne Verkreuzungen (bspw. Karotten) oder Inzuchterscheinungen (bspw. alle Kohlarten) vermehrt werden können, sondern auch das Wissen, welches im Netzwerk vorhanden ist, gesammelt, evaluiert und weitergegeben werden. Auch Anforderungen, welche in Bundes- oder EU-Projekten an Partner wie ProSpecieRara gestellt werden, kann die Stiftung mit der Samengärtnerei künftig besser erfüllen.
Alte Gärtnerei neu belebt
Die alte Gärtnerei am Fusse des Wildegger Schlosshügels konnte ProSpecieRara 2018 übernehmen. Im vergangenen Jahr fanden erste Testpflanzungen statt, 2019 werden nun einige bauliche Massnahmen durchgeführt und seit April ist eine Gärtnerin in einem Teilzeitpensum als Betriebsleiterin angestellt.
Vom Federkohl, der im Sommer 2018 gepflanzt wurde, konnte bereits Saatgut geerntet werden und in den Dolden der rund 150 Karottenpflanzen der Sorte ‘Nantaise précoce‘ reifen nun Samen heran.
Vielseitige Aufgaben für die Samengärtnerei
Neben der Samenvermehrung und der Wissenssammlung, bietet die Samengärtnerei auch die Möglichkeit, Selektionsarbeiten durchzuführen. So wird im Moment die Peperonisorte ‘Lombardo‘ auf einheitliche Schärfe hin selektioniert. Und für Pflanzensammlungen, welche ProSpecieRara oft überraschend und kurzfristig übergeben werden, wird die Samengärtnerei vorübergehend ein Zuhause bieten können, bevor ein definitiver Standort gefunden wird.