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Lebensmittelschutz-Initative

Warum ProSpecieRara die Eidgenössische Volksinitiative «Für gentechnikfreie Lebensmittel (Lebensmittelschutz-Initiative)» unterstützt

Das bestehende Moratorium für den Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) wird Ende 2025 auslaufen. Parallel zu Prozessen in Europa gibt es auch in der Schweiz diverse Stimmen, welche ab diesem Datum die GVO ohne wesentliche Regulierung zulassen möchten. Die Initiative wendet sich nicht gegen die Zulassung von GVO, möchte aber verhindern, dass dies unreguliert geschieht. Mit einer klaren Regulierung soll insbesondere auch die gentechnikfreie Landwirtschaft und Züchtung beschützt werden. Deshalb wurde die Initiative von BioSuisse mitinitiiert und deshalb wird sie auch von Sativa unterstützt.

Die Initiative wird von ProSpecieRara aufgrund folgender Überlegungen unterstützt:

  1. Wahlfreiheit gewährleisten

    Für ProSpecieRara ist es zentral, dass der Schutz der gentechnikfreien Pflanzen- und Tierzüchtung sowie der gentechnikfreien biologischen und konventionellen Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung ohne Kompromisse sichergestellt wird. Das Recht auf Wahlfreiheit der Züchter:innen, Landwirt:innen und Konsument:innen muss deshalb gewährleistet werden. Denn auch die nachhaltige Nutzung der Vielfalt, welche durch ProSpecieRara erhalten wird, geschieht in ökologischen oder zumindest konventionellen Systemen. Es ist für die Erhaltungsarbeit von ProSpecieRara zentral, dass ProSpecieRara-Sorten nicht kontaminiert werden und dass die Nutzung und Erhaltung wegen notwendiger Koexistenzmassnahmen (Abstandsregelungen, Haftpflicht) nicht teurer oder aufwändiger werden.

    ► Die Initiative stellt dies sicher, indem sie für GVO-Pflanzen und -Tiere eine Kennzeichnungspflicht einführt und indem sie festschreibt, dass Koexistenzmassnahmen eingeführt werden und deren Kosten von jenen übernommen werden, welche GVO-Organismen in Verkehr bringen.

  2. Die konventionelle Zucht vor Patenten schützen

    Seit Jahren setzt sich ProSpecieRara gegen Patente auf Pflanzen ein, damit der Zugang zu den genetischen Ressourcen insbesondere auch für kleine und mittelständische Züchter:innen erhalten bleibt. Damit diese Züchter:innen auch in Zukunft neue Vielfalt schaffen können, ist der freie Zugang zur genetischen Vielfalt für sie elementar. Dazu gehört auch der freie Zugang zu Eigenschaften von ProSpecieRara-Sorten erstreckt. Auf diese Weise soll die biologische und konventionelle Zucht in der Schweiz vor Patenten geschützt werden und ihre Innovationskraft erhalten bleiben.

    ► Die Initiative stellt sicher, dass sich die Wirkung von Patenten nicht auf Pflanzen und Tiere aus gentechnikfreier Züchtung
  3. Neue Gentechnik als Gentechnik regulieren!

    Um die Wahlfreiheit zu gewährleisten, muss auch die neue Gentechnik (z.B. CRISPR-CAS) als Gentechnik reguliert werden. Für eine Einstufung der neuen gentechnischen Verfahren (NGT) als Gentechnik und ihrer Produkte als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sprechen viele rechtliche und naturwissenschaftliche Argumente. Die Verfahren und die Produkte der neuen Gentechnik sind folglich einer Risikobewertung, einem Zulassungsverfahren, einer Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit sowie einem Monitoring zu unterziehen. Bei einer Risikoprüfung wie auch beim Monitoring soll zudem untersucht werden, welche Auswirkungen eine Einführung von NGT auf die bestehende Agrobiodiversität (inkl. Crop Wild Relatives) und somit auf die Ziele von ProSpecieRara hat. Auch die Auswirkungen auf den freien Zugang zum Zuchtmaterial und auf die Konzentration in der Saatgutbranche muss dabei im Auge behalten werden.

    ► Die Initiative stellt sicher, dass auch NGT als GVO reguliert werden (was zurzeit in der EU stark in Frage gestellt wird). Somit werden auch NGT einer Bewilligungspflicht, inklusive einer Risikoprüfung und einem Monitoring, unterstellt.
  4. Konzepte für eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

    ProSpecieRara ist der Meinung, dass die aktuellen Probleme und Herausforderungen der (Schweizer) Landwirtschaft mit systemischen Lösungen angegangen werden müssen. Dabei ist auch eine Pflanzen- und Tierzüchtung zu fördern, die sich daran ausrichtet, was in der Praxis in Zukunft zählen wird: Wir brauchen eine ökologische Züchtung, eine Anpassungsfähigkeit der Pflanzen an Trockenheit und Extremwetterverhältnisse, Mischkulturen, klima-, ressourcen- und bodenschonende Anbauweisen und Sorten, die eine hohe ernährungsphysiologische Qualität sowie eine gute Nährstoffeffizienz aufweisen. Bei Tieren sollte die Züchtung auf Lebensleistung, gute Grundfutterverwertung, Vitalität, Zweinutzungsrassen etc. ausgerichtet werden. Öffentliche Forschungsgelder müssen verstärkt und überwiegend in diesen Bereich gehen. Eine wichtige Basis für diese Pflanzen- und Tierzucht bildet ein breiter Genpool, der u.a. auch von ProSpecieRara erhalten und genutzt wird. Weiterhin müssen Sorten für Landwirt:innen und Züchter:innen frei verfügbar sein. Auf den Feldern braucht es mehr Diversität an Arten und Sorten, um dadurch die Resilienz des ganzen Systems zu stärken.

    ► Die Initiative stellt sicher, dass der Bund, die für eine gentechnikfreie Landwirtschaft notwendige Forschung und Züchtung unterstützt.

Zusammenfassung:

Ein unregulierte Einführung von NGT würde Tendenzen fördern, die im Widerspruch zu unseren Zielen stehen: Weitere Monopolisierung, weniger Diversität, eingeschränkter Zugang zu genetischen Ressourcen, Kontamination unserer Sorten, keine Wahlfreiheit für die Konsument:innen.

Die Initiative kann einen Beitrag leisten, um diese Risiken abzuwenden und unterstützt ProSpecieRara somit in ihren Bemühungen, Rares zu schützen (Sicherstellen der Koexistenz, Risikoprüfung), Zugang zu sichern (keine Patente bei konventioneller Zucht), Nutzung zu fördern (Förderung der gentechnikfreien Züchtung und Forschung) und Wissen zu teilen.

Weitere Infos: www.lebensmittelschutz.ch